In der ganzen Zeit, in der ich jetzt bei Amazon arbeite, musste jeder, den ich kenne, hart arbeiten und wurde Tag für Tag an seine Grenzen gebracht. Trotzdem erhielten wir nie eine Gegenleistung - nicht einmal ein nettes Feedback von unseren Managern.

Am Mittwoch teilten sie uns dann mit, dass der Lohn um nur 35 Pence pro Stunde erhöht werden soll. Darüber war natürlich niemand glücklich. Also ging eine Gruppe von uns zum Management und sagte, dass wir eine Erklärung und eine gute Antwort von der Geschäftsführung verlangen. Als Reaktion auf die Nachricht, dass Amazon unsere Löhne nur um 35 Pence erhöhen würde, legten viele von uns am selben Nachmittag die Arbeit nieder. Wir hatten vorher nicht geplant, die Arbeit niederzulegen, aber die Nachricht von der Lohnerhöhung um 35 Pence hat viele Leute ermutigt, etwas zu tun. Ich glaube, alle Abteilungen haben sich beteiligt, insgesamt waren es mindestens 200 Beschäftigte.

Nachdem wir die Arbeit niedergelegt hatten, wurden wir aufgefordert, uns in den größten Raum des Fulfillment Centers zu begeben, um ein ernsthaftes Gespräch zu führen. Als wir dort ankamen, sahen uns unsere Manager, Bereichsleiter, die Personalabteilung usw. an. Keiner von ihnen hatte eine Ahnung, was er mit einer großen Gruppe wütender Arbeiter anfangen sollte. Danach schickten sie die Geschäftsführung zu uns. Sie präsentierten sich als völlig unwissend über die Situation. Sie erklärten, nicht bereit zu sein, öffentlich mit uns über den neuen Lohn zu sprechen. Ohne eine Erklärung abzugeben oder Verständnis aufzubringen, sagten sie zu uns: “Wenn ihr nicht zur Arbeit zurückkehrt, werdet ihr nicht bezahlt!” Sie verloren die Beherrschung und wussten nicht, wie sie mit uns reden und überzeugen sollten, den Streik zu beenden.

Die nächste Schicht - die Nachtschicht - schloss sich uns mit einem massiven Streik an. Wir erhielten jedoch immer noch keine Antworten von der Geschäftsführung. Sie sagten uns einfach dasselbe, was sie uns schon in der Tagschicht gesagt hatten: “Wenn ihr nicht arbeiten wollt, werdet ihr nicht bezahlt.” Am nächsten Morgen, am Donnerstag, waren wir immer noch sauer. Wir waren immer noch enttäuscht von den 35 Pence Lohnerhöhung, die Amazon angeboten hatte. Deshalb beschlossen wir, ab 8 Uhr erneut zu streiken, bis wir eine Antwort erhalten würden.

Kurz nachdem wir mit dem Streik begonnen hatten, kam die Geschäftsführung zu uns, um meinte, dass es völlig in Ordnung sei, zu protestieren, dass wir aber nicht dafür bezahlt werden würden, wenn wir uns, ohne zu arbeiten, im Fulfillment Center aufhalten. Wenn wir bezahlt werden wollen, müssten wir zurück an die Arbeit gehen. Dann wurde uns außerdem gesagt, dass alle, die nicht zur Arbeit zurückkehren, automatisch um 08:30 Uhr entlassen werden. So hatten wir alle 10 Minuten Zeit, um uns zu entscheiden, ob wir weiter streiken wollten oder nicht. Die meisten von uns blieben in der Kantine, wo wir weiterstreikten. Die Drohung der Geschäftsführung veranlasste einige Leute, wieder zur Arbeit zu gehen, da sie sich keine Lohneinbußen leisten können.

Stunden später kam die Geschäftsführung zurück und teilte uns mit, dass sie mehrere “runde Tische” einrichten würden, um mit allen zu sprechen, die protestieren und streiken. Nach den ersten drei Gesprächen, die sie mit den Amazon Kollegen unter vier Augen geführt hatten, sagten sie, dass sie ein Telefonat mit der höheren Ebene (head office director) führen müssten, um ihn über die Situation und das weitere Vorgehen zu informieren. Nach fast drei Stunden hatten sie sich immer noch nicht bei uns zurückgemeldet. Allerdings waren wir in der Amazon Work App immer noch als arbeitend eingetragen, was bedeutete, dass die Geschäftsführung uns nicht wie angedroht entlassen hatte.

Wir beschlossen, zum Büro der Geschäftsführung zu gehen und ein Gespräch zu verlangen, aber man sagte uns, es sei “nicht sicher, hier ein Gespräch zu führen”. Nach dem Marsch zum Büro kamen die Leute von der Personalabteilung wieder heraus und luden acht weitere Personen zu einem “runden Tisch” ein. Dies führte natürlich zu nichts, da die Geschäftsführung wieder sehr schweigsam war und sie nicht wussten, was sie uns sagen sollten. Diese acht Kollegen sprachen mit ihnen über die vielen Probleme im Fulfillment Center und darüber, wie enttäuschend die Haltung zu und Reaktion auf unsere Proteste war. Sie erklärten ihnen auch, dass wir selbst dann, wenn wir alles akzeptieren, unsere Zielvorgaben erfüllen und an Spitzentagen besonders hart arbeiten, immer noch schlecht behandelt werden. Sie sagten ihnen, dass wir bei Problemen nicht einmal mit einem Vorgesetzten sprechen können, weil diese uns gegenüber immer sehr unhöflich und ignorant sind. Und zu allem Überfluss, so erklärten sie, haben wir nur eine Lohnerhöhung von 35 Pence erhalten, was ein Witz ist. Wie schon zuvor wurde diese Nachricht nicht einmal von der Geschäftsleitung an ihre Vorgesetzten weitergegeben, die keinerlei Verständnis für uns aufbrachten. Es gibt eine Gewerkschaft mit einigen Mitgliedern am Standort, aber sie wurde nicht wirklich in die Verhandlungen einbezogen, weil Amazon dies nicht zulässt.

Nach all dem hatten wir 10 Stunden Arbeit verloren, weil wir in der Kantine saßen und auf eine Antwort warteten. Am Ende des Tages teilte uns die Geschäftsführung mit, dass sie uns in einer Woche eine Antwort geben werde. Sie sagten jedoch, sie könnten noch nicht einmal sicher sein, ob dies die endgültige Antwort sein würde. Seit Freitag sind wir nicht mehr im Streik. Wir haben jedoch beschlossen, dass wir nicht versuchen werden, irgendwelche Zielvorgaben (Targets) zu erreichen, und stattdessen versuchen werden, uns die Arbeit zu erleichtern, indem wir in einem entspannteren Tempo arbeiten. Wenn die Menschen unseren Kampf unterstützen wollen, können sie sich an den Protesten in der Nähe unserer Warenlager beteiligen.


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An anonymous Amazon worker

An anonymous author who works at an Amazon warehouse.